Der will nur mal „Hallo“ sagen

Der will nur mal „Hallo“ sagen

Man wechselt extra die Straßenseite, zeigt deutlich, dass ein Kontakt nicht erwünscht ist und trotzdem dröhnt von irgendwo eine Stimme her „Der will nur mal Hallo sagen“. So schnell kann man gar nicht gucken, wie nun ein Hund-Halter*innen Gespann oder auch nur ein Hund mit schnellen Schritten auf einen zufliegt. „Der will nur mal Hallo sagen“, ist wohl einer der meistgehörten Sätze, den man zu hören bekommt, wenn es um Hundebegegnungen geht. Nicht selten wird durch so einen Satz das Verhalten des eigenen Hundes entschuldigt, denn meist rennt so ein „Hallo sagender Hund“ ohne Leine auf einen angeleinten Hund zu und lässt sich dann auch nicht mehr abrufen oder aber es schwingt ein leicht vorwurfsvoller Unterton mit, wenn man beispielsweise deutlich signalisiert, dass man diesen Kontakt nicht möchte und so die „wichtige“ Kontaktaufnahme unterbindet. Diese Aussage wollten wir uns einmal genauer anschauen. Wollen Hunde sich gegenseitig wirklich Hallo sagen? Ist man ein/e schlechte/r Halter*in, wenn man nicht möchte, dass der eigene Hund sich Hallo sagen lässt? Oder wird der Hund vielleicht auch einfach sehr vermenschlicht durch solch einen Satz?

Zunächst einmal geht aus solch einer Äußerung hervor, dass ALLE Hunde das dringende Bedürfnis verspüren, mit jedem noch so fremden Artgenossen Kontakt aufnehmen zu wollen. Natürlich soll dies auch nur in friedlicher Absicht geschehen, denn unser Hund hat alle anderen Hunde zu mögen, nett und freundlich zu sein. Hunde sind doch Rudeltiere, deswegen ist täglicher Hundekontakt egal mit wem obligatorisch, oder nicht? Ja, Hunde sind soziale Lebewesen, allerdings leben sie gerne in ihrem Verband und lassen nicht ständig fremde Artgenossen in ihre Gruppe. Gerade im städtischen Umfeld erwarten wir doch recht viel von unseren Vierbeinern. Hier trifft man in der Regel täglich auf fremde Hunde, was für einige ganz schön anstrengend und zudem eigentlich in der Natur so nicht üblich ist. Und schon gar nicht auf so engem Raum und meist frontal ohne viele Ausweichmöglichkeiten. Es gibt Hunde, die kontaktfreudiger als andere sind, die Frage ist aber, ob es hier wirklich um belanglosen Smalltalk, ergo Hallo sagen geht oder ob der Hund nicht weitaus andere Interessen vertritt, wenn er beispielsweise stürmisch und distanzlos auf andere Hunde losrennt.

Hier geht es um so viel mehr: Territorialität, sexuelle Interessen und am häufigsten wird das Gegenüber abgecheckt und kontrolliert. Wer ist das? Warum ist er hier? Könnte er potenziell gefährlich werden? Ähnlich wie bei einer Fahrkartenkontrolle, ist das für den kontrollierten Hund eher kaum ein entspanntes aufeinander treffen und nicht selten kann man hierbei beobachten, dass der Hund in solch einer Situation nicht auf seine/n Halter*in bauen kann, sondern mit der Konfrontation allein gelassen wird. Wenn dieser Kontakt dann auch noch an der Leine passiert, wodurch die Körpersprache des Hundes sehr stark eingeschränkt ist, ist Chaos und unschöner Sozialkontakt fast schon vorprogrammiert. Bei Hunden, die sich nicht gut kennen, sollte ein Leinenkontakt, auch wenn nur einer der beiden durch die Leine eingeschränkt ist, vermieden werden. Sagen sich Hunde den nun überhaupt Hallo? Begrüßungen unter Hunden finden natürlich statt. Und nicht nur unter Hunden, unser Vierbeiner begrüßt uns beispielsweise auch, wenn wir wieder nach Hause kommen. Wie oben bereits erwähnt, spielen hier jedoch vor allem beim Fremdhundekontakt oft ganz andere Faktoren eine Rolle, die einige Menschen oft als Hallo sagen fehlinterpretieren.

Hunde haben ein großes Repertoire an Verhaltensmustern und Verhaltenselementen zur Begrüßung. Begrüßungen an der Leine unterscheiden sich hier jedoch zu Begrüßungen, bei denen sich die Hunde frei bewegen können. Es gibt viele Hunde, die an der Leine schneller und stärker erregt sind und leichter aggressiv reagieren können. Wieso also das Risiko eingehen und seinen Hund zu angeleinten Hunden laufen lassen? Wir möchten auch noch die Frage in den Raum werfen, ob wir Menschen eigentlich jedem auf der Straße ein Hallo entgegenwerfen oder zu wildfremden Personen hinrennen, um sie in den Arm zu nehmen. Genauso wenig mögen wir alle Menschen oder möchten mit jedem auf Tuchfühlung gehen. Von unseren Hunden wird oft aber genau dies erwartet und der Mensch ist umso erzürnter, wenn Hunde sich anders verhalten. Natürlich muss nichts passieren, wenn sich zwei Hunde an der Leine begegnen und aneinander schnuppern.

Genauso wenig verläuft jede Kontaktaufnahme unter fremden Hunden unfreundlich oder für mindestens einen Hund unschön ab. Es spricht also grundsätzlich nichts gegen Sozialkontakte, wenn diese beidseitig erwünscht sind und so gestaltet werden, dass kein Hund genötigt oder bedrängt wird. Abschließend möchten wir an ein respektvolles und freundliches Miteinander appellieren. Es akzeptieren und seinen Hund rechtzeitig ran zurufen, anzuleinen, wenn kein Hundekontakt erwünscht ist anstatt dies entweder einfach zu ignorieren oder ausfallend zu werden.

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